Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze entstehen oft durch wiederholte Erfahrungen, Erziehungsmaßnahmen oder Aussagen aus unserer Kindheit bzw. während unserer Sozialisation. Vielleicht hörten wir Sätze wie „Beeil dich!“ „Wenn du das nicht schaffst wird nie etwas aus dir werden“ oder „du musst das besser machen“, die sich tief in unser Denken eingeprägt haben. Diese scheinbar harmlosen Worte beeinflussen später in unserem Leben, wie wir mit Zeitdruck, Kritik, Beziehungen, Geld oder Stress umgehen.
Auch im Erwachsenenalter greifen wir unbewusst auf diese verankerten Denkmuster zurück und handeln nach diesen. Wer zur Sparsamkeit erzogen wurde, wird auch im Erwachsenenalter trotz hohen Einkommen nicht mit Geld um sich werfen. Sie wirken im Hintergrund und beeinflussen unser Verhalten in schwierigen Situationen, ohne dass wir es bemerken - es sei denn wir reflektieren uns sehr regelmäßig mithilfe der richtigen Fragen. Alte Glaubenssätze müssen uns nicht einschränken – mit Achtsamkeit und Selbstreflexion können wir diese Muster erkennen und auflösen.
1. Ich muss immer stark sein – Schwäche ist keine Option
Dieser Glaubenssatz kann uns davon abhalten, unsere echten Gefühle gegenüber anderen zu offenbaren. Wer schon früh gelernt hat, dass „Weinen“ oder „Schwäche zeigen“ ein Zeichen von Versagen ist, vermeidet es auch als Erwachsener, Emotionen offen zu zeigen. Das kann sich sehr negativ auf Beziehungen und dein eigenes Wohlbefinden auswirken. Entgegen einem weit verbreiteten und toxischen Klischee, dass Männer stark sein müssen, ist es ein Zeichen von Stärke, sich auch verletzlich zu zeigen. Das gilt natürlich nicht nur für Männer. Emotionen sind wertvolle Signale – sie helfen uns, auf unsere Bedürfnisse zu hören, diese zu kommunizieren und echte Verbindungen zu anderen Menschen aufzubauen - was sich positiv auf unser Wohlbefinden auswirkt.
Ersetze diesen alten Glaubenssatz durch eine neue Überzeugung: „Es ist okay, verletzlich zu sein, denn das zeigt meine Stärke.“
2. Sei nicht so sensibel – Deine Gefühle sind nicht wichtig
Viele von uns haben Sätze gehört wie „Du übertreibst Mal wieder“, „Sei nicht so empfindlich“ oder „jetzt stell dich nicht so an“. Diese Botschaften vermitteln das Gefühl, dass unsere Emotionen nicht wichtig oder gar nicht erst berechtigt sind. Dadurch entsteht die Überzeugung, dass wir unsere Gefühle unterdrücken oder ignorieren bzw. nicht zulassen sollten. Doch genau das führt langfristig zu emotionalem Stress, welcher sich in vielen Bereichen des Lebens bis hin zu psychischen Erkankungen auswirken kann.
Es ist entscheidend, sich bewusst zu machen: Deine Gefühle sind berechtigt, unabhängig davon, wie andere sie bewerten. Es geht darum, dir selbst zu erlauben, auf deine inneren Signale zu hören.
3. Nur wenn ich immer produktiv bin, bin ich wertvoll
Ein weit verbreiteter Glaubenssatz, der uns häufig antreibt, ist: „Ich muss immer produktiv und perfekt sein, um Wertschätzung zu erhalten.“ Dieser Gedanke führt oft dazu, dass wir uns in endlose Herausforderungen stürzen und glauben, uns ständig beweisen zu müssen, um unseren Wert zu beweisen. Oder was immer wir anfangen, treiben wir so lange bis zur Perfektion bis wir gestresst sind. Das ist gerade im Berufsleben oder bei einer Selbstständigkeit gefährlich, denn letztenendes verliest du sogar deine Produktivität oder gelangst durch andauernde Arbeit in chronischen Stress. Der Wert eines Menschen misst sich nicht an seiner Produktivität. Es geht nicht darum, wie viel du schaffst, sondern wie du dich selbst dabei fühlst und ob du in Balance bist.
Lass diesen Druck los und erlaube dir, dich immer wertzuschätzen. Manchmal ist das Beste, was du tun kannst, nichts zu tun und einfach zu sein.
4. Ohne Fleiß kein Preis – Erfolg erfordert immer harte Arbeit
Dieser Satz vermittelt, dass nur harte Arbeit Anerkennung verdient. Natürlich ist es wichtig, sich für seine Ziele zu engagieren, aber was passiert, wenn du dich ständig unter Druck setzt? Langfristig kann dieser Glaubenssatz zu Erschöpfung führen und die Freude an deinen Aufgaben rauben. Das Gegenteil tritt ein: Du wirst weniger leistungsfähig. Fleiß ist wertvoll, aber er sollte mit Selbstfürsorge in Balance gebracht werden. Durch Reduzierung des Drucks kannst du sogar deine Performance erhöhen. Es gilt Maß zu halten, ein gewisser Druck kann helfen, ambitionierte Ziele zu erreichen. Du darfst aber nicht die Grenze überschreiten, an welchem du dich chronisch stresst.
Belohne dich auch für kleine Erfolge im Alltag und erkenne an, dass nicht jeder Erfolg durch harte Arbeit erkämpft werden muss. Setze dir viele kleine Teilziele und arbeite diese nach und nach ab, statt zu viel auf einmal zu wollen.
5. Vorsicht ist besser als Nachsicht – Ich muss die Kontrolle behalten
Wir werden oft zur Vorsicht ermahnt, was uns davor bewahrt, Risiken einzugehen. Doch wenn dieser Glaubenssatz zu stark verinnerlicht wird, kann er uns davon abhalten, neue Erfahrungen zu machen, die Komfortzone zu verlassen und das Leben wirklich zu genießen. Die Welt erscheint bedrohlich, und Vertrauen fällt schwer. Ein „sicherer Job“ darf niemals gekündigt werden, auch wenn du diesen hasst, dass haben schließlich die Eltern schon immer gesagt. “Sich selbstständig machen - fast jeder scheitert dabei, lass das lieber, du verlierst nur dein Geld”. So oder so etwas ähnliches hören gerade in Deutschland viele Kinder bzw. Jugendliche von ihren Eltern. Natürlich ist Vorsicht in vielen Situationen angebracht, aber manchmal lohnt es sich, Kontrolle loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Dinge gut ausgehen.
Glaubenssätze wie “Lass das, du schaffst das nicht" oder "das Risiko ist zu hoch” sollten dich nicht pauschal von deinen Träumen abhalten. Du möchtest dich von ganzem Herzen selbstständig machen? Dann plane es gut und lebe deinem Traum.